Harry Potter trotz J. K. Rowling | 5 Tipps für euch

Bereits in der Vergangenheit ist J. K. Rowling mehrmals durch problematische Tweets und Äußerungen aufgefallen. Besonders auf Twitter, wo sie vermehrt transfeindliche Äußerungen getätigt hat. Solltet ihr davon bisher noch nichts gehört haben, hat die Frankfurter Rundschau eine wie ich finde super Übersicht dargestellt.

Besonders nach diesen erneuten Äußerungen sind sich Harry Potter-Fans einig: So kann und möchte man JKR nicht mehr unterstützen. Das wirft aber bei vielen – auch bei mir – eine ganz schöne Unsicherheit auf. Harry Potter war jahrelang ein großer und wichtiger Teil unseres Lebens und besonders in ihren Büchern hat uns JKR doch immer genau das Gegenteil gelehrt. Dazu kommt, dass der Hauptcast der Verfilmungen sich einheitlich gegen JKRs Äußerungen gestellt hat und diese trotz ihrer engen Verbindung zu Harry Potter nicht unterstützen. 

Meine erste Reaktion auf diese plötzliche, weitere Radikalisierung war, Harry Potter komplett zu boykottieren. Ich habe jedoch gemerkt, dass Harry Potter zu sehr ein Teil von mir ist, um mir nie wieder Dinge zu kaufen oder auch jemals wieder etwas davon zu zeigen. Ich habe mir deshalb lange Gedanken darüber gemacht, wie ich diesem Thema in Zukunft begegnen möchte und das in Tipps an euch weitergeben. 

Harry Potter konsumieren

Was tue ich mit (neuen) Harry Potter-Produkten? Das ist sicher die Frage, die uns alle am meisten beschäftigt. Wir reden und zeigen nicht alle Produkte auf den sozialen Medien, wir kaufen sie aber. Schon sofort war für mich klar, dass ich meine Bücher, meinen Merch und auch meine Filme auf keinen Fall weggeben werde. Aber was ist mit allem, was noch kommt? Ein neues Buch wurde angekündigt, Fantastic Beasts ist noch nicht abgeschlossen und das deutschsprachige Theaterstück steht in den Startlöchern. Lasse ich das einfach alles bleiben?

Tipp 1: Bewusst konsumieren

Bewusst konsumieren, das empfehle ich euch ja sowieso bei allen Dingen. Allein schon aus Umweltgründen. Aber auch bei dem Thema JKR hilft es sehr. Prinzipiell hilft es erst einmal zu wissen, dass JKR am Ende der Verwertungskette aller Harry Potter Produkte steht. Von allem, was erstmalig an den Endverbraucher, also an uns, verkauft wird, bekommt sie quasi einen Anteil ab. 

Hier hilft alleine schon, uns bewusst zu machen, was wir überhaupt konsumieren wollen und wie viel. Brauche ich den ersten Band in tausendfacher Ausführung? Muss ich den neuen Fantastic Beasts Film wirklich 3-mal im Kino sehen oder reicht auch ein einziges mal? Allein das macht schon einen ersten Unterschied. 

Ich habe darüber hinaus auch beschlossen, dass ich, wo es möglich ist, nur noch gebraucht kaufe. Ich brauche Bücher, Filme und Co. nicht zwangläufig zum ET. Ich kann abwarten und mir die entsprechenden Produkte dann aus zweiter Hand kaufen. So haben mindestens zwei Menschen von einem Produkt profitiert, an dem JKR nur einmal verdient. Bücher, Filme und Spiele gibt es zum Beispiel bei den Gebrauchthändlern Medimops und Rebuy. Sonst werdet ihr aber beispielsweise auch bei Ebay fündig.

Tipp 2: Kleine Shops unterstützen

Bei Büchern, Filmen und Spielen sowie bei allen offiziellen Merch Produkten steht JKR wie oben schon erwähnt ganz am Ende in der Verwertungskette. Anders ist es aber bei kleinen Shops, die beispielsweise selbstgemachtes Harry Potter Merch auf etsy verkaufen. Solche Verkäufer werden größtenteils geduldet, bewegen sich aber fernab der Verwertungskette, die sonst beim Kauf eines Produktes in Gang gesetzt wird.

Sucht man bei etsy beispielsweise nach Harry Potter, findet man unglaublich viel: Buchkerzen, Buchtaschen, Fanarts, Haargummis, Tassen und und und. Eine tolle Alternative zum offiziellen Merch, der meist auch viel teurer ist. Und längt nicht so besonders.

Tipp 3: Einen Ausgleich schaffen

Manchmal helfen die Tipps 1 und 2 nicht. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Um ein paar von mir aufzuzählen: Den nächsten Fantastic Beasts-Film würde ich gerne schnellstmöglich im Kino sehen, es steht nach Corona noch eine Reise nach London an und auch hier steht definitiv ein Besuch in der Wizarding World an und zu guter letzt wünscht sich meine Schwester einen Pandora-Charm von Harry Potter zum Geburtstag. Und jetzt?

Für diese Ausgaben möchte ich einen Ausgleich schaffen. Wenn ich JKR in diesem Fall unterstützen muss, dann bitte auch trans Menschen, die sie durch ihre Äußerungen weiterhin in Gefahr bringt. Gebe ich etwas für JKR aus, bekommt eine Organisation diese Ausgabe ebenfalls als eine Spende. 

Damit ihr dies ebenfalls leicht machen könnt und vielleicht sogar fernab solcher Ausgleichszahlungen spenden könnt, wenn ihr finanziell in der Lage seid, habe ich hier eine Liste an Organisationen zusammen gestellt, die trans Menschen unterstützen:

• Der Sonntags-Club ist ein Veranstaltungs-, Informations- und Beratungszentrum für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter*.
• Vice hat eine Übersicht an Spendenfonds speziell für “Black Trans People” zusammengestellt.
• Weitere US-Organisationen, die sich für (black) transgender einsetzen sind:
  • LGBTQ Freedom Fund (Setzt sich für die Sicherheit in Gefängnissen und Migranten Einrichtungen ein.)
  • Solutions Not Punishment Collaborative (Unterstützt die black trans und queere Community)
  • The Transgender District (Nachbarschaft, die von drei schwarzen trans Frauen gegründet wurde und einen Safe Space für für die LGBTQ-Community bauen will)
  • House of GG
  • Trans Justice Founding Project
  • The Okra Project (Unterstützt auch speziell die schwarze trans Community)
• TrIQ ist ein soziales Zentrum und ein aktiver Verein, der sich für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen in Berlin und darüber hinaus einsetzt.
• Mermaids ist eine UK-Organisation, die trans Kinder, non-binäre Kinder und ihre Familien unterstützt.
• LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V..
• Das Trans* Inter* Queer Community Health Centre Collective aus Berlin steht noch am Anfang und soll aufgebaut werden. Hier soll besonders medizinischer Support bereitgestellt werden.
• Die Gruppe Geschlechtliche Selbstbestimmung finanzieren, herausgegangen aus der Berliner Lokalgruppe Aktion Standesamt, unterstützt bei den Hürden und Kosten, die ein selbstbestimmter Geschlechtseintrag verursacht.
• Trans Recht e.V. ist eine junge Initiative von Trans*aktivist:innen und deren Unterstützer:innen, ins Leben gerufen um gegen Diskriminierungen von Trans*menschen im Recht, in der medizinischen Versorgung und in der Gesellschaft zu kämpfen.

Über Harry Potter schreiben

Tricky wird es für einige von uns auch noch bei einem ganz anderen Thema: Über Harry Potter berichten. Das mache ich seit einigen Jahren ganz intensiv: Auf Instagram, hier auf dem Blog, auf Youtube. Hier liegt die “Gefahr” natürlich auch auf der Hand. Wenn alles gut läuft, mache ich euch Lust auf die Produkte und natürlich auch auf den Konsum dieser Produkte. Und dann macht man genau das, was man ja eigentlich vermeiden will. Aber auch da habe ich mir einige Gedanken zu gemacht.

Tipp 4: Aufmerksamkeit schaffen

Ich werde zwei Dinge nicht mehr tun: kontextlos über Harry Potter schreiben und über Harry Potter schreiben, ohne auf die Thematik zu JKR aufmerksam zu machen.

Ein Hinweis über JKR mit der Bitte des bewussten Konsums und Umgang mit diesem Thema wird allem folgen, was in Zukunft von mir kommt. Ein super Ding, um andere darauf aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für die Problematik um JKR zu schärfen. 

Ich möchte außerdem Bilder mit Harry Potter-Merch und den Büchern nicht mehr dazu nutzen, um euch in der Caption völlig zusammenhangslos zu fragen, wie euer Wochenende war. Wenn ich etwas zum Thema poste, soll das auch in den Texten aufgegriffen werden. Bestenfalls mit einem echten Mehrwert für euch.

Tipp 5: Fanmomente an andere Stellen teilen

Was bei Harry Potter unglaublich mitschwingt ist die gesamte Fankultur. Die finde ich unglaublich wichtig, In der Identifikation mit geliebten Fandoms und im Austausch mit anderen aus diesem Fandom liegt eine unglaublich große Kraft. 

Ich habe in meiner anfänglichen kompletten Abkehr von Harry Potter damit angefangen, mich wieder vermehrt anderen Fandoms zuzuwenden. Besonders Percy Jackson, dessen Autor Rick Riordan ja sehr bekannt dafür ist, diverse Charaktere in seine Bücher einzubauen, stand sehr bei mir im Fokus und ich habe erkannt, dass ich meine Fandom-Liebe auch dort ausleben kann. Oder bei Star Wars, Marvel etc. Auch wenn ich weiterhin über Harry Potter schreiben und Bilder zu Harry Potter posten will, ist mir doch auch bewusst geworden, dass ich das gleichzeitig in der Masse reduzieren will und mich verstärkt auch wieder anderen Fandoms zuwenden will, deren Autoren und Schaffer deutlich mehr Inklusion zeigen.

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Ich hoffe, mit diesem Beitrag konnte ich euch hilfreiche Tipps geben und ihr könnt das eine oder andere für euch anwenden. Schreibt mir doch gerne in die Kommentare, welche Entschlüsse ihr zum Thema Harry Potter seit der Debatte um JKR gefasst habt.