Iphigenie auf Tauris | von Johann Wolfgang von Goethe | Verlag: Schöningh | Ausgabe von 2004, Uraufführung 1779 | Übersetzer: – | Taschenbuch | 129 Seiten | 5.45€ (D) Kaufen?
In Klassik Edition stelle ich euch Rezensionen zu etwas anderen Büchern vor. Bücher, die ich vielleicht im Zuge der Uni gelesen habe, vielleicht auch ein bisschen out-of-comfort privat und die eine Rezension wert sind. Ich spreche von Büchern, die viele unter euch als nervige Schullektüre bezeichnen würden. Mit der Ausnahme, dass die Bücher, die ich hier bespreche teilweise auch weg gehen von dem Lektürekanon. Ich möchte euch mit diesen Rezensionen zeigen, dass Klassiker auch toll sein können und da besondere Bücher auch besondere Rezensionen erfordern, werde ich die Rezensionen der Klassik Edition anders aufbauen als alle anderen. Schreibstil und Co sind bei diesen Büchern nicht wichtig. Der ist eh anders und meistens gewöhnungsbedürftig. Nein, ich möchte Literatur solcher Art kontextualisieren und weg gehen von „Was will der Autor uns damit sagen?“. Und wer weiß, vielleicht kann ich euch ja sogar dazu animieren den einen oder anderen Klassiker zu lesen und zu lieben.
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riesiger Fan von Johann Wolfgang von Goethe bin und endlich habe ich mir im
Zuge meines Aktualisierte Antike Seminars auch einmal Iphigenie auf Tauris
vorgenommen. Dieses Drama basiert auf dem Originalmythos von Iphigenie, den ihr
in zwei Episoden (eine spielt vor und eine nach dem Trojanischen Krieg)
beispielsweise bei Schwab nachlesen könnt. Dies musste ich für das Seminar auch
machen und kann es euch nur empfehlen, da ihr so mit dem nötigen Wissen ans
Werk geht. Die gesamten Sagen könnt ihr online völlig kostenlos nachlesen.
fasziniert hat ist, wie Goethe es schafft, mit einer uralten Geschichte perfekt
den Zeitgeist seiner Gesellschaft zu treffen. Dass Goethe Humanist ist, das
steht außer Frage. Beim schnellen durchlesen fallen dem Leser direkt viele
Szenen auf, die Goethe im Gegensatz zum Ursprungsmythos teilweise recht stark
verändert hat. Schaut man sich seine Arbeit aber im Hinblick auf den Humanismus
an, so hat Goethe die damaligen Ansichten in perfekten Einklang mit dem Stück
gebracht. Das ist außerdem auch von der Handlung ziemlich toll, spannend und
trägt viel Moral.
konnte mich Iphigenie auf Tauris leider nicht so mitreißen. Ich liebe Goethe
aber dieses Stück kommt bei weitem nicht an Faust oder Werther heran. Seine
Sprache ist gestochen scharf aber es fällt schwer, das mit dem Mann
zusammenzubringen, der so herausragende Stücke geschrieben hat. Man erwartet
eine ganze Menge von ihm und wird dann ein wenig enttäuscht. Der zweite Punkt,
der mir nicht gefallen hat ist, dass er versucht sich an Aristoteles Poetik zu
halten und an den Grundprinzipien scheitert. Er hält viele Punkte ein. So die
abgeschlossene Handlung, die Einheit von Raum und Zeit. Auch Personen aus hohen
Ständen, die wichtig für Tragödien sind finden wir. Er teilt zwar in Akte bzw.
in Aufzüge ein aber vergisst darüber hinaus den griechischen Chor, den ich mir
natürlich in einem Werk gewünscht hätte, das sich an das antike Drama anlehnt.
Was mich aber mit am meisten gestört hat ist, dass diese Tragödie schlicht und
einfach keine Tragödie ist und sogar mit einem ziemlichen Happy End endet. So
ist es nicht verwunderlich, dass mir nach Beenden des Buches erst einmal ein
Fragezeichen ins Gesicht geschrieben stand und ich dieses Werk leider nicht zu
meinen liebsten zählen kann.
Mareike Krause meint
Schade, dass es dir nicht so gefallen hat… Ich mochte es sehr gerne, als ich es vor zwei Jahren lesen musste… Aber gut, dass die Geschmäcker verscheiden sind 😉
Liebe Grüße,
Mareike 🙂
MissFoxy meint
Huhu Mareike,
an sich ist die Idee auch super schön und wie gesagt: den Humanismus finde ich toll umgesetzt. Aber ich habe es gehasst, wie er versuchen wollte Aritoteles "Regeln" zu befolgen und es dann nicht geschafft hat. Ich fande das Buch wirklich ok aber immer wenn ich mir vor Augen geführt habe, dass es der Mann geschrieben hat, den ich so verehre und der unheimlich tolle Werke wie allein schon den Werther geschrieben hat, dann bin ich wirklich einfach enttäuscht.
Liebst,
Jule