Mit den Weihnachtsferien neigt sich das Semester langsam aber sicher dem Ende zu und für viele Studenten bedeutet das, dass neben einigen Klausuren auch bald schon die nächsten Hausarbeiten anstehen. Studiert man ein kulturwissenschaftliches Studium, schreibt man häufig mehr als zwei Hausarbeiten pro Semester und nach sieben Semestern Studium habe ich schon einiges an Tipps und Erfahrungen mitnehmen können, weshalb ich die ein wenig an euch weitergeben möchte.
Im heutigen Beitrag möchte ich mich vorrangig auf strukturellere Themen, wie die Themenfindung, Gliederung und die Einteilung des Schreibens konzentrieren. In weiteren Beiträgen werde ich mich noch einmal mit anderen Aspekten befassen und auch gerne auf eure Wünsche und Fragen Rücksicht nehmen. Lasst mir also gerne einen Kommentar da, wenn ihr weitere Fragen habt.
Themenfindung
Ich höre sehr häufig aus Fachbereichen, in denen Hausarbeiten nicht unbedingt die Standard-Prüfungsform sind, dass für die Hausarbeit Themen und/oder Thesen vorgegeben sind. Das erleichtert eure Arbeit unheimlich doch ist dies nicht der Fall, muss man ein gutes Thema finden. Wie mache ich das?
Ich persönlich mache mir schon lange im Vorfeld Gedanken über meine Hausarbeit. Zwar nicht besonders intensiv, allerdings sitzt man jede Woche im Seminar, bekommt eine Menge Input und wenn man schon während des Semesters die Gedanken immer mal wieder zur Hausarbeit schweifen lässt, bekommt man meistens im Zusammenhang mit den gerade im Seminar durch genommenen Inhalten eine Menge Ideen. Die schreibe ich mir auf einen Zettel, ohne erst einmal weiter darüber nachzudenken.
Grundsätzlich ist wichtig: Das Thema sollte immer zu den im Seminar erarbeiteten Inhalten passen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, schreibt es trotzdem auf. Ihr könnt und solltet später Rücksprache mit eurem Dozenten halten.
Wenn sich das Semester dem Ende zuneigt, schaue ich mir die gesammelten Themen nochmal genauer an. Oft ist es so, dass einige Themen direkt wieder verworfen werden können, weil sie sich schwierig gestalten, thematisch doch nicht mehr passen oder mir schlichtweg einfach keinen Spaß machen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass euch euer gewähltes Thema interessiert, denn so macht das Forschen mehr Spaß, ihr nehmt mehr mit und letztendlich erzielt ihr dadurch auch bessere Ergebnisse.
Schnell filtern sich Themen heraus, die in der engeren Auswahl stehen. Wichtig ist hierbei, dass nach Möglichkeit 2-3 Themen übrig bleiben. Es kann bei bestimmten Themen immer noch einige Schwierigkeiten geben und wichtig ist es, mehrere Optionen zu haben. Nun schaue ich mir die Themen genauer an und versuche Leitfragen zu finden, anhand denen ich meine Hausarbeit aufbauen kann.
Habt ihr diesen Schritt erledigt, habt ihr spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Thema, das ihr am liebsten bearbeiten möchtet und ein bis zwei Ersatzthemen. Nun wird es Zeit, alles mir eurem Dozenten abzusprechen. Viele schreiben, dass man direkt einen Sprechstunden Termin ausmachen soll. Das halte ich an diesem Punkt aber zunächst nur in Grenzen für notwendig. Ich schreibe meinem Dozenten meist eine Mail mit meiner Idee und den Leitfragen und versuche ihm, das Thema so detailliert, wie es zu diesem Zeitpunkt eben geht zu erläutern. Meine Mail schließe ich mit der Frage nach Beurteilung des Themas ab und frage, ob es sinnvoll wäre, einen Sprechstundentermin zu vereinbaren. Von meinen Dozenten bekomme ich dann eine häufig sehr ausführliche Antwort und weiß dann, ob das Thema in Ordnung ist und ob ich noch etwas anpassen muss.
Beispiel: Meine Gilmore Girls Hausarbeit
An dieser Stelle möchte ich das Ganze an einem Beispiel von mir verdeutlichen. Für mein Projektseminar in der Angewandten Linguistik wollte ich eine Hausarbeit über die eingebauten Referenzen in der Serie Gilmore Girls schreiben. Meine Leitfragen sahen wie folgt aus:
- Welche Formen von Intermedialität gibt es in der Serie und wie wird diese angewendet?
- Wie geschieht die Einbindung in die Serie und welche Effekte werden dabei erzielt?
- Welchen Einfluss nimmt das auf die Serie und ihre Stellung im Zusammenhang mit der restlichen Medienwelt?
Gliederung erstellen
Was ist eine These? Eine These ist eine Behauptung, die in eurer Hausarbeit entweder bestätigt oder widerlegt wird. Sie ist nach Möglichkeit sehr einfach formuliert, ist aber so genau und detailliert wie möglich, um im Rahmen einer Hausarbeit untersucht werden zu können. Ich persönlich liebe es, Thesen zu widerlegen, weshalb ich mir alles immer so formuliere, dass ich es ab Ende tatsächlich widerlegen kann. Ihr könnt die These natürlich auch nachträglich noch ein wenig umformen. Die Hauptaussage muss jedoch bestehen bleiben, da ihr daran eure Hausarbeit aufbaut. Das hier ist die direkt aus meiner Hausarbeit übernommene These zu den Gilmore Girls: Angenommen wird, dass deutsche Rezipienten Schwierigkeiten haben, einen Großteil der intermedialen Bezüge zu erkennen oder richtig zu deuten, da sie zum einen teils veraltet sind, zum anderen jedoch mehr im amerikanischen Kulturraum verbreitet sind und so deutschem Publikum weitestgehend unbekannt. Diese These habe ich übrigens teilweise bestätigt und teilweise widerlegt.Nun fehlt uns nichts mehr, um eine Gliederung zu erstellen. Diese spiegelt schon in etwa meine spätere Feingliederung wieder, ist jedoch noch nicht in Unterthemen unterteilt. Grob gesagt basiert eine Hausarbeit immer auf der Dreigliederung von Einleitung, Hauptteil und Schluss bzw. Fazit. Was ich an dieser Stelle mache ist, meinen Hauptteil schon mal genauer zu gliedern. Es gibt prinzipiell verschiedene Formen der Gliederung, ihr müsst für euch selbst herausfinden, welche davon für euren Fachbereich, euer Seminar oder euer Thema am besten ist. Ich habe meine Gliederung der Hausarbeit aus dem Beispiel anhand meiner Leitfragen aufgebaut:
- Einleitung
- Intermedialität in der Serie Gilmore Girls
- Effekt auf die Medienlandschaft und Zuschauer
- Die Übersetzung im deutschen Raum
- Fazit
Nun beginnt die Phase, in der ihr euch genauer mit der Literatur beschäftigt, Wissen sammelt oder vertieft und euch schon einige Punkte herausschreibt. Nach und nach entsteht so ein genaueres Bild darüber, was in eure Hausarbeit rein muss, wie ihr das aufteilt und gliedert und letztendlich könnt ihr so eure Gliederung soweit verfeinern, dass ihr aus den Punkten die ihr bereits habt Unterpunkte erstellen könnt und somit eigentlich schon ein komplettes Inhaltsverzeichnis habt.
Den Schreibplan erstellen
Mit meiner ausführlichen Gliederung erstelle ich mir letztendlich den Schreibplan. Ich schaue mir an, wie viel Zeit mir zum Schreiben der Hausarbeit bleibt. Das beinhaltet nicht nur die Schreibzeit selbst sondern auch die Zeit der Überarbeitung oder einige Tage Puffer, falls ich krank werde, eine Schreibblockade habe oder merke, dass ich an der einen oder anderen Stelle mehr Literatur brauche, die ich natürlich erst einmal besorgen muss.
Meist nehme ich mir eine bestimmte Anzahl an Kapiteln bzw. Unterkapiteln pro Tag vor: Das variiert je nachdem, wie viel Zeit ich an dem entsprechenden Tag habe bzw. wie lang die jeweiligen Kapitel sind. Diesen Schreibplan notiert ihr euch am besten komplett und so, dass ihr nach Möglichkeit die einzelnen Etappen auch abhaken oder durchstreichen könnt. Das motiviert ungemein und ihr habt einen guten Überblick.
Einige Anmerkungen von mir
Diese Tipps spiegeln sehr stark meine eigene Arbeitsweise wieder und funktionieren sicher nicht bei jedem. Ich kenne viele, die einfach drauf los schreiben und sich die Literatur auch häufig erst im Detail anschauen, wenn sie an der Stelle sind, an der sie sie benötigen. Meiner Erfahrung nach ist das sehr typabhängig und man erzielt dadurch nicht unbedingt bessere oder schlechtere Ergebnisse. Wenn ihr aber auch gerne plant und im voraus strukturiert, dann ist dieser Weg hier sicher eins sehr guter.
Es gibt drei Dinge, die ich im Rahmen der Unterkapitel oben nicht erwähnt habe.
- Zum einen schreibe ich mir alle Zwischenschritte an einem Ort auf. Ich erstelle mir also in meinem Notizbuch ein bis zwei Doppelseiten, die ich komplett für die Hausarbeit reserviere. Hier lasse ich mir neben Leitfragen, These, Gliederung und ausführlicher Gliederung auch Platz für eine Menge Notizen, die ich während des Schreibens machen kann. So habe ich alles auf einen Blick und immer den Fokus meiner Hausarbeit vor Augen.
- Sobald ich die ausführliche Gliederung erstelle, habe ich die Literatur, die ich brauche bereits ausführlich bearbeitet. Ich komme immer sehr gut voran, wenn ich alles wichtige aus den Werken auf ein Blatt schreibe und dort auch die Seitenzahl vermerke. So schaue ich nur noch für direkte Zitate oder um noch einmal genauer etwas nachzulesen in die Literatur, was meine Arbeit enorm verschnellert. Aber das ist auch wieder sehr typenabhängig.
- Die Gliederung – auch die ausführliche Gliederung – ist nicht in Stein gemeißelt. Sie sollte zwar nach Möglichkeit genauso bleiben, wie ihr es für eure These als sinnvoll betrachtet, allerdings kann es im Zuge des Schreibprozesses auch dazu kommen, dass ihr einzelne Punkte wegstreichen, verschieben oder ergänzen müsst. Macht euch also immer bewusst, dass es nicht schlimm ist, einzelne Sachen zu verändern.